Klar, eine Wildtierkamera wird in den Wäldern aufgehängt, um die Tiere dort zu jeder Tageszeit beobachten zu können. Schließlich wollen wir ja alle wissen, was so in der Natur vor sich geht. Dieses Ziel haben nicht nur die Jäger und Förster. Auch die Forscher und die Naturbeobachter gehen mit Hilfe dieser Technik vor. Eigentlich ist es nichts Besonderes, die Tiere zu fotografieren oder auf andere Weise zu identifizieren.
Fachwissen als schlaue Falle
Es sind vielfältige Gründe, warum Wildtierkameras zum Einsatz gebracht werden. Der Jäger und der Förster überwachen ihre Wildwechsel und ihre Futterstellen. So erhalten sie einen ungefähren Wildbestand in ihrem Revier. Vorbei sind die Zeiten, in denen man lange Nächte auf dem Hochsitz verbracht hat und versuchen musste, die unterschiedlichen Individuen auseinanderzuhalten und auf seiner Liste zu vermerken. Heute macht man Bilder, auch an weit entfernten, für gewöhnlich schwer zugänglichen Orten. Die Bilder werden per GPS übertragen. Die Auswertung kann einfach im warmen und trockenen Büro des Försters oder der Universität erfolgen. Auf diese Weise macht es wieder Spaß, die Statistiken zu führen, welche Tiere sich in welchem Zeitraum vor der Kamera befunden haben.
Um jedoch mit der Wildtierkamera gute Erfolge im Naturschutz zu erzielen, muss man genau wissen, wo die Kamera aufgehängt werden muss, um das gewünschte Tier aufzeichnen zu können. Nehmen wir einmal den Balkanluchs, der zu den seltensten Wildkatzen der Welt gehört. Ihm ist ein Forscherteam auf der Spur. Würden sie nicht wissen, dass die Kamera auf knapp einem Meter Höhe angebracht werden müsste, hätten sie ihn wohl nie aufnehmen können.
Natürlich ist diesbezüglich nicht immer alles einfach und nicht alles funktioniert sofort. Da hilft nur Geduld und Ausprobieren, wie die besten Fotos und Videoaufnahmen gemacht werden können. Doch im Vergleich zu den ersten Wildtierkameras ist die Nutzung heute einfach. Die damaligen Modelle waren analog und somit waren die Filme schnell verschossen. Nahezu täglich musste der Film gewechselt werden, was natürlich nicht immer möglich war. Eine lückenlose Überwachung des Areals war also gar nicht möglich. Wahrscheinlich sind in dieser Zeit viele seltene Tiere durch die Wälder gezogen, ohne dass sie aufgefallen sind. Heute aber kann man sie zu jeder Tageszeit aufspüren. Die Wildwechsel können gut gelesen werden. Daher wissen die Fachleute ganz genau, wo die Luchse, die Bären oder die Wölfe entlang spazieren. Auch der Balkanluchs konnte auf diese Weise über einen langen Zeitraum verfolgt werden.
Um diese Erfolge zu erzielen, ist es wichtig, dass Naturforscher mit Jägern und Förstern an einem Strang ziehen. Die ersteren suchen die Tiere, von denen die anderen beiden wissen, wo sie sich aufhalten, welche Routen sie durch den Wald nehmen und so weiter. Es ist also ein Leichtes, die Wildtierkamera bestmöglich einzusetzen. Mit diesen Aufnahmen können die Daten, die oftmals über Trackinghalsbänder, mit denen etwa Bären und Wölfe ausgestattet werden noch besser belegt werden.
Selbstverständlich werden nicht nur Säugetiere mit diesen neuartigen Fallen „erlegt“. Auch Vögel können zu wunderbaren Hauptdarstellern werden.
Verhaltensforschung
Vieles kann die Kamera festhalten. Es kommt immer auf die Programmauswahl an, die getroffen. Sollen einzelne Bilder gefertigt werden, um die einzelnen Individuen zu identifizieren oder sind Videos hierzu besser geeignet? Nun, jeder wird wohl seinen eigenen Weg zur Identifikation finden.
Gerade auf stark frequentierten Lichtungen oder Wildwechseln wird man vieles zu sehen bekommen. Der Balzkampf der Auerhähne wird ebenso interessant sein, wie das Paarungsverhalten von Bären, Wölfen, aber auch Rehen und Wildschweinen. Je seltener das aufgenommene Tier ist, desto wichtiger sind die Daten für den Naturschutz.
Naturschutz beginnt im eigenen Garten oder direkt dahinter
Viele Gartenbesitzer wissen gar nicht, dass sie täglich Besuch von diversen Wildtieren bekommen. Kein Wunder, denn diese hinterlassen nur wenige Spuren und nach denen muss man Ausschau halten, um sie tatsächlich zu registrieren. Nun ja, man weiß natürlich, dass es Rehe sind, die die preisgekrönten Rosen jede Nacht noch kürzer abfressen. Aber man möchte sie ja auch einmal sehen, oder nicht?
Und diese merkwürdigen Fußspuren könnten einem Fuchs oder einem Dachs gehören? Wer bewegt sich nun also im Garten umher? Probieren Sie es einfach aus. Hängen Sie sich eine gute Kamera in die Bäume im Garten, richten Sie sie auf die Spuren aus und warten Sie ab, was so in der Nacht alles im Garten passiert. Richtig – auch die Kamera hat keine Kontrolle darüber, wie oft Ihr Garten frequentiert wird und ob es tatsächlich immer dieselben Individuen sind. Wer für den Naturschutz forschen möchte, braucht nicht nur eine gute Wildtierkamera, um Tag und Nacht ein Auge auf den Garten haben zu können. Er braucht auch Geduld. Dies ist der einzige Fakt, der sich in der Feldforschung und im Naturschutz nicht geändert hat. Wer Informationen sammeln möchte, braucht zum Teil wirklich viel Sitzfleisch, um dann aber endlich die gewünschten Bilder und Videos auf der Kamera vorzufinden.
Warum ist es wichtig, die Bevölkerung des eigenen Gartens zu kennen?
Sicher, die meisten von uns gehen davon aus, dass sich im Garten die üblichen Tiere der Region aufhalten. Und noch einige Wildtiere, wie Rehe, die die schönen Blumen abfressen. Dem ist oftmals aber gar nicht so. Man kann auch seit über 40 Jahren auf einem Grundstück leben und erst durch den Einsatz einer Wildtierkamera feststellen, dass der vermeintliche Marder in der Garage eine Waschbärenfamilie ist oder die lautstarken Katzen im Monat Juni / Juli sich als Waldohreulen herausstellen, die gerade fliegen lernen und deshalb permanent nach ihren Eulen-Eltern rufen – lautstark! Dies findet man vielleicht mittels durchgemachter Nächte im Garten heraus. Aber mit Hilfe der Wildtierkamera stellt sich dieser private Forschungserfolg viel schneller und nachhaltiger ein. Man muss die Tiere nämlich gar nicht stören, um zu den Ergebnissen zu kommen. Und den eigenen Garten für die Wildtiere attraktiv zu halten, ist vielen Menschen, nicht nur im ländlichen Bereich ein großes Bedürfnis.
Und für die Fachleute, also die Jäger, Förster, Naturschützer und Forscher ist eine ernsthafte Dokumentation verschiedener Gebiete ohne die gps-gestützte Wildtierkamera überhaupt nicht mehr denkbar. Sie ist non-invasiv, sodass die Tiere in ihrem Revier sich sicherer fühlen können als je zuvor. Und genau DAS ist doch Naturschutz, oder?